Im Jahr 1998 stand der Karate-Verein in Dörfles-Esbach kurz vor dem Aus. Da manchmal nur 3-4 Leute das Training besuchten, war die Motivation am Boden und wir besuchten manchmal einen Biergarten, anstatt zu trainieren.
Am 01.04.1999 übernahm ich, gemeinsam mit meinem Weggefährten Michael, die Leitung der Karate-Abteilung innerhalb des TSV Dörfles-Esbach e. V. Ab Juni 2000 hatte ich die Zügel alleine in der Hand.
Mein Ziel war es, die Abteilung bundesweit bekannt zu machen und die 100-Mitglieder-Grenze zu überschreiten. Im Trainingsbetrieb pflegte ich den Weg, den ich größtenteils von Meister Albrecht Pflüger gelernt habe. Ich machte mir von Anfang an viele Gedanken, wie man erfolgreich werben und Mitglieder gewinnen kann. Ich stellte mir die Frage, was wir in Dörfles-Esbach Interessantes bieten können und was uns gegenüber anderen Vereinen abhebt. Heute weiß ich, dass man hier von Alleinstellungsmerkmalen spricht. Durch viele Überlegungen, mit gesundem Menschenverstand aber auch durch Unterhaltungen mit Karate-Kollegen auf Lehrgängen, prägte ich mein Marketingkonzept. Seit einigen Jahren werden solche Konzepte von Verbänden an Vereinsleiter weitergegeben. Ich habe das alles schon viele Jahre früher umgesetzt. Und der Erfolg gibt mir Recht. Die Mitgliederzahlen stiegen jahrelang an. Die 100-Mitgliedergrenze wurde irgendwann geknackt und zwischendurch hatten wir bis zu 118 Mitglieder zu verbuchen.
Durch bundesweit ausgeschriebene Karate- und Selbstverteidigungs-Lehrgänge erreichte ich, dass wir und ich persönlich weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt wurden.
Unter meiner Führung wurde das Kindertraining dem neuen Konzept des Deutschen Karate Verbands angepasst und ein wenig auf unsere Bedürfnisse hin verändert.
Es wurde eine eigene Trainingseinheit gegründet, in der nur die reine Selbstverteidigung geübt wird.
Nachdem die Schulhalle durch eine kleinere Gymnastikhalle ergänzt wurde, konnte ich mein langjähriges Ziel umsetzen. Ich gründete eine Karate-Fitness-Einheit. Ich habe das Gesamtkonzept mit den Inhalten und Schwerpunkten selbst erdacht und hier viele meiner Erfahrungen einfließen lassen. Die Einheit nannte ich "Power-Karate". Neben dem Auspowern mit Karate-Techniken wurden auch koordinative und kraftbringende Übungen vermittelt. Gleichgewichtstraining, Visualisierung und Ki-Training ergänzten die Einheit. Mit Spaß und Musik wuchs die Gruppe immer weiter.
In einer weiteren neuen, kleinen Einheit wurde ausschließlich Kraft trainiert.
Ich habe mich im Laufe der Zeit mit Rückenbeschwerden befasst und mein Training dahingehend mit gezielten Dehnungs- und Kräftigungsübungen ergänzt. Mir liegt stets die Gesunderhaltung am Herzen.
Mit meinem geschickten Marketing hat sich der Verein einen guten Namen gemacht, in Karate-Kreisen, aber auch unter Laien im Coburger Landkreis.
Ich hatte einige Veröffentlichungen in Fachzeitungen, schrieb alle informativen Texte für die Vereins-Homepage, sortierte meine vielen Gedanken in schriftlichen Ausarbeitungen zu verschiedensten Themen usw.
Auf einem Marketing-Seminar im November 2013 durfte ich mit Freude feststellen, dass ich ganz viel richtig gemacht habe und sich der gute Stand des Vereins wirklich in meiner innovativen Werbearbeit begründet.
Ich habe immer versucht, das Karate in Dörfles-Esbach der breiten Masse zu vermitteln, dabei auf Wettkampfteilnahmen zu verzichten und den alten Geist der Kampfkunst weiterzutragen. Leider habe ich mich in meiner Konzeptionierung ein wenig getäuscht. Ich habe für Karate als Breitensport geworben um viele Leute anzusprechen. Tatsächlich möchte ich Karate-do als Kunst vermitteln. Darin gibt es tatsächlich Unterschiede, wie ich feststellen musste. Die breite Masse kann die alte Denkweise der Kampfkünste nicht verstehen und in den westlichen und industrialisierten Alltag einpflegen. Ich fühle mich jedoch verpflichtet, das Feuer der alten Kampfkunst weiterzutragen. Man muss dann bereit sein, hart zu trainieren, alte Werte zu verinnerlichen, dem Meister vertrauen und kritisch mit sich selbst bleiben. Man muss die eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren, dadurch bescheiden und demütig bleiben/werden. Man muss wissen, zu wem man hochschaut, indem man sich respektvoll verneigt. Nicht jede(r) kann, in meinen Augen, den Rang des Meisters erreichen und sich guten Gewissens den schwarzen Gürtel umbinden. Doch viele wollen und können das nicht akzeptieren, denn ein schwarzer Gürtel ist ein tolles Aushängeschild, wie ein schönes Auto, Markenkleidung und weitere Statussymbole. Den Schwarzgurt tragen, heißt eigentlich Meister sein. Meister sein, heißt Vorbild sein. Es gibt leider immer weniger Vorbilder unter den Breitensport betreibenden Schwarzgurten. In dieser Beziehung schwimme ich beharrlich gegen den Strom der heutigen Zeit.
Aus diesem Grund war es nicht länger möglich, den weiteren Karate-Weg innerhalb des Vereins in Dörfles-Esbach zu gehen. Seit Anfang 2014 gehe ich meinen eigenen Weg und ich versuche das Feuer der alten Kampfkünste weiterzutragen. Mein Buch ist hierfür ein Beispiel.
Hatsuun jindô!
Lass die Wolken zieh´n, gehe deinen Weg!
(jap. Gedicht von O-Sensei Gichin Funakoshi)